In welchem Rahmen entstand diese Handreichung?

Diese Handreichung entstand im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft MEVIEL (mehrsprachig – vielfältig), gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Frauen und des Europäischen Sozialfonds.

MEVIEL steht für ein Entwicklungsprojekt, das die Bildungschancen von jugendlichen und jungen erwachsenen Migrant_innen in Österreich nachhaltig verbessern will.

Dazu wurden in MEVIEL von 2012 bis 2014 wissenschaftliche Erkenntnisse über Zwei- und Mehrsprachigkeit für die Bildungs- und Beratungspraxis aufbereitet und nutzbar gemacht.

Die Mehrsprachigkeitsforschung der letzten Jahre brachte eine Reihe von Konzepten und Ansätzen hervor, die das Potenzial von Mehrsprachigkeit aufzeigen und dabei insbesondere auf die zentrale Rolle der Erstsprachen als unterstützende und bereichernde Faktoren im Lernprozess verweisen, zumal diese eine wichtige Sozialisationsfunktion haben und meist die Sprachen sind, in denen metasprachliche Fähigkeiten ausgebildet werden (Cummins 2000, Garcia 2008, de Cillia 2008, Krumm 2008, Gogolin et al 2003, Oomen-Welke 2008). Aus diesen Forschungen geht hervor, dass vorhandene sprachliche Ressourcen zwar nicht immer gleich hilfreich sind, dass aber die Sensibilisierung gegenüber der eigenen Mehrsprachigkeit und die Auseinandersetzung mit der Differenziertheit sprachlicher Funktionsweisen den Sprachverwender_innen helfen können – insbesondere bei der Nutzung von Lern- und Bildungsangeboten.

Diesen Erkenntnissen aus der Forschung stehen die sprachenpolitischen Entwicklungen der letzten Jahre in Österreich gegenüber: Die (National-)Sprache wird dabei zum immer strenger reglementierten Kriterium für die Teilnahme an wichtigen gesellschaftlichen Bereichen wie Bildung oder Arbeitsmarktzugang. Dabei verdeckt dieser sprachenpolitisch monolinguale Habitus (Gogolin 1994) das Potenzial von Mehrsprachigkeit als Ressource für den Erwerb weiterer Sprachen, als Grundlage für das Lernen an sich und als Teil multipler Identitäten.

„Was wir mit Sicherheit sagen können ist, dass Mehrsprachige die besseren SprachenlernerInnen sind, wenn sie die Chance bekommen und ihre mehrsprachige Kompetenz nicht durch ein monolinguales System systematisch vernichtet wird.“

(Fritz 2014, 42)

Die Mitarbeiter_innen im Projekt entwickelten Konzepte und Modelle mit dem Ziel, Möglichkeiten darzustellen, wie Mehrsprachigkeit und Vielfalt als Ressource sichtbar und für den Lernprozess nutzbar gemacht werden können. Diese Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Entwicklungsarbeit wenden sich an Lehrende, Berater_innen, Lernbegleiter_innen, Pädagog_innen Programmplaner_innen, Studierende, Sprachwissenschafter_innen und Personen, die mit jugendlichen und jungen erwachsenen Migrant_innen im Bildungs- und Beratungskontext arbeiten.

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Bibliographische Angaben zur zitierten Literatur finden Sie unter Publikationen & Literatur.