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Großer Wirbelwind

Wie beschäftigt man ein drei- bis sechsjähriges Kind gut und sinnvoll zu Hause? Wir haben die Elementarpädagogin Astrid Schweitzer, Dozentin am Institut für Kinder- und Hortpädagogik, gefragt.

16.04.2020
Auch mit drei, vier Jahren und im Vorschulalter bleibt Spielen die wichtigste Beschäftigung: bauen, puzzeln, malen, Rollenspiele und viel Bewegung stehen auf dem Plan.
Kinder haben eine angeborene Freude am Spiel. Im Spiel entwickeln sie ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und Können. Denn Spielen ist die kindliche Art zu lernen.


Ein Tagesablauf, der Kindern Orientierung bietet und aus wiederkehrenden Abläufen besteht, ist hilfreich. Sie wollen kooperieren und mit klaren Strukturen ist es leichter zu verstehen, womit man kooperieren soll. Obwohl diese Altersgruppe oft keinen Mittagsschlaf mehr hält, ist es gut nach dem Mittagessen eine ruhigere Phase einzuplanen, um Kraft für die zweite Tageshälfte zu sammeln.


Eine ruhigere Phase kann so aussehen: gemeinsam ein Buch lesen, Malen, kuscheln und Musik oder ein Hörbuch hören. Ruhig bedeutet, dass diese Phase keine Herausforderung sein soll, für die das Kind große Konzentration aufbringen muss. Es geht um Entspannung, Pause machen, zur Ruhe kommen. Diese ruhige Phase ist auch für Erwachsene erholsam allerdings nicht in dem Sinne, als Kinder sich unbedingt allein beschäftigen.
Die Drei- bis Sechsjährigen sind mit Eifer beim Spielen dabei und sie versuchen sich Konzepte über sich selbst und die Welt zu machen.
Das Spielverhalten ist insofern anders als bei Jüngeren, als Kinder sich eher durch Rollenspiele und das Arbeiten - also Mithelfen - bei Alltagssituationen (kochen, Geschirrspüler einräumen, …) erproben.

„Sagen wir, du bist jetzt der Anton.“

Wenn man als betreuende Person nach dem zwanzigsten Rollenspiel eine Pause braucht, ist es hilfreich, das Thema ins „Kleine Weltspiel“ zu holen. Ermöglichen Sie Ihrem Kind seine Fantasiewelt in Kleinformat auf die Bühne zu bringen. Tücher, Kartons, und was sich sonst noch eignet, werden zum Bühnenbild. Spielfiguren oder Kuscheltiere können Rollen übernehmen.

Gestalten

Die Themen der Kinder können auch aus den Medien kommen. Welche Sendung gefällt Ihrem Kind? Könnte man hier Recyclingmaterial wie Schachteln uä. anbieten und die Möglichkeit geben beispielsweise die Hunde der Paw Patrol samt Hauptquartier nachzubauen? Es muss keine perfekte Nachbildung werden, die Kinder haben Fantasie und Kreativität. Wichtig ist, dass Vorstellungen, Werte und Leistungsgedanken das Spiel nicht behindern.
Es ist erstaunlich, was entstehen kann und je jünger die Kinder, desto mehr geht es um den Prozess und nicht das Ergebnis.

Vermutlich werden Sie im Kinderzimmer vor einem Haufen Kartons stehen, übersät mit Tixostreifen, Strohhalmen und Farbresten - und einem zufriedenen Kind. Beispielsweise hat es die Erfahrung gemacht hat, dass Tixo auf Farbe nicht gut hält und dass Hunde trotz ihrer vier Beine schwierig ins Gleichgewicht zu bringen sind, wenn das Gleichgewicht zwischen Vorderteil mit Kopf und Ohren und dem Hinterteil nicht stimmt und vieles mehr. Eine Lernerfahrungen mit physikalischen Grundkenntnissen, Fingerfertigkeit, Statik oder dem Gefühl eine selbstgewählte Herausforderung bewältigen zu können, selbst wenn die Erkenntnis ist: mein Plan war in der Realität so nicht umsetzbar und ich suche nach neuen Möglichkeiten.

Tipp zum Bewegungsdrang

Der Körper versucht durch Wechsel von Grob- und Feinmotorik zur Selbstregulation beizutragen. Erwachsene kennen das Bedürfnis, sich nach längerem Sitzen zu strecken. Kinder haben diese Impulse noch viel ursprünglicher und zweckmäßiger. Sie sitzen nicht bis Nacken und Rücken schmerzen. Denken Sie daran grobmotorische Bewegung zu ermöglichen und versuchen Sie dabei kreativ zu sein – niemand wohnt in einem Turnsaal oder auf einem Spielplatz. Aber man kann durch Sessel kriechen oder auf der am Boden liegenden Besenstange balancieren, vielleicht lässt sich sogar die Haushaltsleiter mit dem alten Regalbrett zu einer schiefen Ebene umbauen, oder die Tischsets sind wie rettende Steine im Bachlauf auf dem Boden verteilt.
Wer möchte, dass Kinder ruhig konzentriert an einem Puzzle arbeiten, oder malen, muss ihnen auch Bewegungserfahrungen anbieten.
Die Aufgabe für betreuende Personen ist es, Bezugsperson zu sein, Interesse am kindlichen Tun zu zeigen und dem Kind eine Atmosphäre zu schaffen, in dem es sich sicher und geborgen fühlt.


Wichtig ist es auch, mit Kindern über das Corona-Virus zu sprechen und ihnen altersgerecht Erklärungen zu geben. Die Stadt Wien hat dafür ein Video gemacht.

Astrid Schweitzer ist Elementarpädagogin, Pikler®-Pädagogin ,Pikler®-SpielRaum-Leiterin und Dozentin am Institut für Kinder- und Hortpädagogik.