VHS goes Pride!
Im Gespräch mit den Beauftragten für Gender & Diversity an der VHS
VHS goes PRIDE - was heißt das und wofür steht das?
Pride ist bunt und laut! Ein Monat lang feiern. Der Zusammenhang kann schnell hergestellt werden. Woher kommt aber der Protest und wogegen wird protestiert?
Auch wenn es bunt und laut im Pride Month zugehen kann, dahinter steckt eine wichtige Botschaft. Im Wesentlichen geht es um die Anerkennung von gleichen Rechten und die Sichtbarkeit verschiedener Lebensentwürfe. Gleiche Rechte für die LGBTIQ+, also lesbische, schwule, bisexuelle, trans, inter, queere und alle anderen Menschen, die aus vorherrschenden Vorstellungen und Lebensarten herausfallen und aus diesem Grund wiederholt und in verschiedenen Lebensbereichen Diskriminierungserfahrungen machen. Bunt und laut sorgt für Aufmerksamkeit, aber hinter lauten Farben und Geräuschen steht die Forderung nach Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft.
Was hat die Forderung nach Gerechtigkeit mit der VHS zu tun?
Eine gerechte Gesellschaft, freie Menschen und solidarisches Handeln sind Basis für die politische Bildungsarbeit von Volkshochschulen. In der VHS steht diese Haltung auch ins Leitbild geschrieben. Wir fördern und gestalten mit unseren Aktivtäten den wertschätzenden und respektvollen Umfang sowie die gegenseitige Lernbereitschaft aller Menschen. Dass umfasst auch Menschen mit unterschiedlicher Geschlechtsidentität, sozialem Status oder sexueller Orientierung. In diesem Sinne ist die VHS eine stolze Unterstützer*in, eine sogenannte proud ally, für die Anliegen des Pride Month und aller Menschen mit dem Wunsch für eine gerechtere Gesellschaft.
Wir sprechen von wichtigen Anliegen, warum ist die VHS damit erstmals beschäftigt?
Die Regenbogenfahnen wehen dieses Jahr vor vielen Standorten der VHS. Die Beschäftigung mit Gerechtigkeit und Diskriminierungen findet aber beständig und seit langem statt. Dass die Organisation sich selbst hinterfragt, Mitarbeiter*innen die Verteilung von Privilegien diskutieren oder Benachteiligungen für unsere Kurteilnehmer*innen systematisch abgebaut werden, ist mit viel Arbeit und viel Zeit verbunden. Aktivitäten wie einige Toiletten in der VHS Im Sinne der Geschlechtervielfalt für Trans*- und Inter*-Personen zu beschildern, allen Menschen in der VHS klare Orientierung im Diskriminierungsfall zu eröffnen oder an einer diskriminierungsreduzierten Sprache zu arbeiten benötigt viel Aufmerksamkeit. Der Schritt in diesem Jahr Fahnen zu hissen, war viel einfacher umzusetzen. Aber „es war uns wichtig nicht mit dem hissen der Regenbogenfahne zu beginnen und dabei wollen wir auch keinesfalls stehenbleiben“, wie unser Geschäftsführer einmal gesagt hat.
Wenn eine Organisation mit über zwanzig Standorten in Wien und so viel Personal sich in den Regenbogen hüllt, was bedeutet das und von wem geht das aus?
Veränderungen werden im besten Fall natürlich von vielen getragen und gleichzeitig unterstützt. Der klare Wunsch und Auftrag in der VHS vom Geschäftsführer weg und getragen von der Beauftragung kam einer Initialzündung gleich. Wenn eine Geschäftsführung an das gesamte Personal – und das sind in der VHS gut 1000 Menschen - eine Nachricht zu Solidarität in Bezug auf Geschlechtervielfalt oder den Umgang mit Diskriminierungen schreibt, dann zeigt das Wirkung. Diese Wirkung ist innerhalb der Organisation bindend und hat auch Wirkung nach außen. Gleichzeitig war zu bemerken, dass viele Kolleg*innen in der VHS schon lange und aus unterschiedlichen Gründen auf diesen Moment gewartet haben: weil sie selbst betroffen sind, weil sie solidarisch handeln wollen oder weil die offizielle Thematisierung ihnen die Möglichkeit gibt Fragen zu stellen und zu diskutieren, was sie schon lange beschäftigt. Damit verbundene Aktivitäten und Diskussionen brauchen Zeit, auch um verschiedenartigen Meinungen und Erfahrungen Raum zu geben und am Ende gemeinsam für eine gerechte Gesellschaft eintreten zu können.