Auf den Spuren des SK Rapid durch Rudolfsheim
An der VHS Rudolfsheim-Fünfhaus wurde eine zweistündige Tour zu den Wurzeln des SK Rapid durchgeführt.
Der österreichische Fußballrekordmeister Rapid ist weitläufig unter dem Begriff„Die Hütteldorfer“ bekannt. Doch wussten Sie, dass die Wurzeln des Vereins eigentlich in Rudolfsheim liegen? Der Leiter des Vereinsmuseums, Laurin Rosenberg, nahm Interessierte in Kooperation mit der VHS Rudolfsheim-Fünfhaus auf eine Reise in die Vergangenheit mit.
Anfangsjahre auf der Schmelz
Wo heute die größte Kleingartensiedlung Europas auf verbautem Gebiet und die Sportuniversität stehen, wurden einst die ersten Lederbälle auf dem Exerzierplatz der K&K-Armee getreten. Von 1897 bis 1899 jedoch noch nicht als Sportclub Rapid, sondern als 1. Wiener Arbeiter Fußballclub – und das auch noch in Blau-Rot! Das Spielfeld wurde damals noch mit Kreide eingegrenzt, von einem heute bekannten Fußballplatz war also nicht wirklich die Rede. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts siedelten sich zahlreiche weitere Vereine rund um die Schmelz an, so zum Beispiel Red Star oder Graphia.
Meisterhaft war der "Kick" in den Anfangsjahren aber nicht: Hohe Niederlagen standen an der Tagesordnung, weshalb es wohl 1899 zu einem Neustart als „Sportclub Rapid“ kam. Es benötigte noch einige Jahre, bis sich der Erfolg einstellen sollte. Dennoch sammelten sich langsam die Sympathien für den Verein - viele Spieler sowie Anhänger*innen kamen aus anderen Teilen der Monarchie nach Wien und lebten rund um die Schmelz im heutigen 15. Bezirk sowie in Ottakring. Der Arbeiterverein wurde immer populärer, trotz Erfolgslosigkeit hielten Anhänger*innen immer öfter die Treue, der Besuch eines Fußballspieles wurde zur Freizeitaktivität. Heute erinnert ein Denkmal auf Höhe der ASKÖ-Sportanlage an die ersten Jahre des Vereins.
Platz- und Farbwechsel
Nach einem Spaziergang über die Schmelz geht es zur zweiten Spielstätte des noch jungen Vereins: 1903 wurde dem Verein ein Areal an der Hütteldorfer Straße/Selzergasse zugesprochen. Kurios ist die Erzählung, dass der Höhenunterschied zwischen den beiden Toren anfangs rund zwei Meter betrug, was sich die Hausherren oftmals zunutze machten. Im Jahr 1906 gab es einen weiteren Einschnitt von Bedeutung: Die Vereinsfarben wurden von Blau-Rot auf das heute bekannte Grün-Weiß getauscht. Der Grund dafür ist vermutlich der Grünanteil im Rudolfsheimer Wappen. Eine andere Theorie besagt, dass die grün-weiß-grüne Signalscheibe der Straßenbahn entlang der Hütteldorfer Straße (die heutige Linie 49, die alle bisherigen Sportstätten des Vereins verbindet) für die Farbgebung verantwortlich war - aufgrund der hohen Analphabetismusrate in der Monarchie gab es bis 1907 Farbsignale anstatt Ziffern auf den Straßenbahnen zu sehen.
Laurin Rosenberg spricht beim Rudolfsheimer Sportplatz von der ersten richtigen Heimat des Clubs: Viele Spieler und Mitarbeiter siedelten sich in diesem Gebiet an, so auch Dionys Schönecker, welcher aufgrund seiner langjährigen Verdienste als Spieler, Trainer und Funktionär eine Statue vor dem aktuellen Stadion in Hütteldorf bekommen hat. Auch siedelte sich hier das Clubcafé in der Kannegasse an, umliegende Gaststätten wurden vereinzelt als Umkleidekabinen verwendet. Nach einer großen Modernisierung des Platzes benötigte die Stadt Wien aufgrund des Bevölkerungswachstums das Areal plötzlich wieder, der Verein musste erneut übersiedeln. Durch die Investitionen in die kurz darauf nicht mehr genehmigte Spielstätte stand der Verein schon knapp vor dem Ende, zog aber schließlich auf die Hütteldorfer Pfarrwiese um, wo 1912 das erste Spiel stattfand.
Die Zeit des Nationalsozialismus
Welche Spuren blieben im heutigen 15. Bezirk erhalten?
Nur wenige Erinnerungen aus der damaligen Zeit blieben erhalten - aber viele Traditionen werden noch heute gelebt. Eine enge Verbindung zu Spielern mit Migrationshintergrund ist bis heute erkennbar. Kamen sie in den Anfangsjahren eher aus Böhmen, so gibt es heute zahlreiche österreichische Spieler mit Wurzeln aus dem ehemaligen Jugoslawien oder der Türkei - und viele davon machen noch heute ihre ersten Schritte in den Fußballkäfigen der Parkanlagen in der Umgebung. Vereinslegenden wie Ernst Happel, Andreas Heraf oder Ümit Korkmaz lernten im Reithoffer- beziehungsweise Forschneritschpark die Basics für ihre spätere Karriere. Der Bezirk ist noch heute mit einem großen Anteil an Rapid-Fans vertreten, in Traditionsgasthäusern wie dem Gasthaus Quell oder Mader können grün-weiße Utensilien an den Wänden erspäht werden.
Auf der Schmelz gibt es neben der Denkmaltafel heute den ASKÖ-Sportplatz, außerdem startet hier immer die neue Saison: Im Sportuniversitätszentrum werden jeden Sommer umfangreiche Sport- und Fitnesstests gemacht, ehe die ersten Trainingseinheiten beginnen.
Der Rudolfsheimer Sportplatz wich dem Meiselmarkt, der in den 1990er-Jahren in den Untergrund verschwand. Heute befindet sich ein Wohnbau auf der damaligen Fläche. Geprägt wird die Gegend bis heute vom 76 Meter hohen Kirchturm der Rudolfsheimer Pfarrkirche mitsamt Kirchenuhr, die wohl auch den Zuseher*innen als Orientierung diente.