Über Uns

Mann schlägt mit Hammer auf ausgebaute Waschmaschinentrommel
Beim manuellen Zerlegen einer Waschmaschine | © DRZ

Wiens Schrott beschäftigt uns!

Viel zu schnell kommt zum „alten Eisen“, wer oder was durch Neuere(s) ersetzt werden kann: nur schwer finden ältere Arbeitsuchende bei Jobverlust eine neue Stelle, die ihren Fähigkeiten entspricht – so gehen wertvolle Erfahrungen und lange erworbenes Wissen verloren. Ebenso wandert das vormalige Lieblings-Elektronik-Gerät in die Schublade oder zum Müll, sobald das neueste Modell heraußen ist – auch wenn Ersteres noch tadellose Dienste leisten kann. Wegwerfmentalität und Verschwendung von menschlichen wie materiellen Ressourcen sind große Herausforderungen unserer Gesellschaft. Auch Jüngere trifft vermehrt das Gefühl, keinen Platz darin zu finden.
Wer oder was ist obsolet, also überflüssig? Etwa Menschen, deren ursprüngliche Qualifikation auf dem heutigen Arbeitsmarkt nicht (mehr) nachgefragt wird? Oder Menschen, denen es aus verschiedensten Gründen (noch) nicht gelungen ist, die gerade aktuell geforderten Qualifikationen zu erwerben? Dem steht das Menschenrecht auf Arbeit diametral entgegen. Also heißt es, intelligent neue Arbeitsfelder und vorhandenes Wissen kombinieren. 

Ähnliches gilt für das fast neue Elektrogerät, das unerwartet den Geist aufgibt. Die Garantie ist gerade einmal abgelaufen, doch reparieren kommt teurer als ein neues Gerät. Sagt die derzeit vorherrschende Logik der geplanten Obsoleszenz, die Geräte so baut, dass sie nicht lange halten, und obendrein schwer bis gar nicht zu reparieren sind. Ziemlich desaströs.

Denn: Reduce, Re-use, Recycle – vermeiden, wiederverwenden und dann erst stofflich wiederverwerten ist die Devise, im Sinne einer in der Praxis gelebten Kreislaufwirtschaft. Das Demontage- und Recycling-Zentrum stellt sich dieser komplexen Herausforderung seit 2003 und verbindet die soziale mit der ökologischen und diese wiederum mit der wirtschaftlichen Komponente. Im Sinne eines nachhaltigen Umgangs sowohl mit Menschen als auch mit Elektroaltgeräten bieten wir beiden eine neue Chance, als sozialökonomischer Betrieb der Wiener Volkshochschulen, im Auftrag des Arbeitsmarktservice Wien und in Kooperation mit der MA 48. Bis zu 100 langzeitarbeitslose Menschen erhalten Beschäftigung und Betreuung, indem sie in den Bereichen Re-Use, Recycling und Upcycling Elektroaltgeräte sinnvoll verwerten. 

Als EMAS und EfB zertifizierter Sammler- und Behandler-Betrieb verwerten wir über 1.500 Tonnen Elektroschrott im Jahr. 
Damit tragen wir unseren Teil bei zur Umsetzung der UN Nachhaltigkeits-Ziele (SDGs). Um nur die Wichtigsten zu nennen: 
  • Bei uns erhalten Menschen die Chance, ihre Lebenssituation insgesamt zu stabilisieren, mit dem Fokus auf zukunftsfähige menschenwürdige Arbeit (SDG 8). 
  • Die Stadt Wien unterstützen wir dabei, besonders problematischen Abfall (Elektroaltgeräte) sozial und ökologisch nachhaltig zu behandeln (SDG 11). 
  • Nicht zuletzt ermutigen wir zu bewusstem Konsum und nachhaltiger Nutzung hochwertiger Elektro- und Elektronik-Geräte (SDG 12).

Unser Auftrag

Dem Bildungsauftrag unserer Trägerorganisation Die Wiener Volkshochschulen entsprechend, Menschen vermehrte Selbstwirksamkeit zu ermöglichen, ist unsere Mission, mit finanzieller Unterstützung des Arbeitsmarktservice Wien Personen mit erschwertem Zugang zum regulären Arbeitsmarkt bei der Entwicklung neuer Perspektiven zu inspirieren, bei der Anwendung alter und neu erworbener Fertigkeiten zu ermutigen und schließlich bei der Reintegration ins Arbeitsleben zu begleiten. In Kooperation mit der MA 48, der Wiener Abfallverwertungsabteilung, verarbeiten wir mit unseren Teilnehmer*innen bis zu 40 Tonnen Elektroaltgeräte pro Arbeitswoche.
AMS Logo aus Elektroaltgeräten zusammengesetzt
© DRZ
Das AMS (Arbeitsmarktservice Wien) ist der direkte Auftraggeber des DRZ. Vom AMS Wien werden wöchentlich bereits länger arbeitssuchend gemeldete Bewerber*innen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt zugebucht. Durch temporäre Beschäftigung mit paralleler Betreuung durch Sozialarbeit sowie Unterstützung seitens des Outplacement sollen Teilnehmer*innen ihren Weg in den regulären Arbeitsmarkt finden.
Vom AMS kommen auch zwei Drittel der Mittel, die erforderlich sind, um den Betrieb zu führen. Das übrige Drittel erwirtschaften wir selbst, durch Eigenerlöse aus dem Verkauf von Recycling-Materialien aus der Demontage, von Re-Use-Geräten und trash_design Produkten sowie der Vermittlung von facheinschlägigem Knowhow. 

Gabelstapler in Arbeitshalle, an der Wand ein großes, aus Elektrogeräten zusammengesetztes VHS Logo
© DRZ
Wir sind stolz Die Wiener Volkshochschulen GmbH als Trägerorganisation hinter uns zu wissen. Die VHS ist mit ihren über 130 Jahren Erfahrung Bildungsarbeit für alle bzw. vorrangig für sozial Benachteiligte die größte Erwachsenenbildungseinrichtung Europas. Chancen durch Bildung und durch Beschäftigung - wir ziehen gemeinsam an einem Strang.
Das DRZ zeigt nicht nur, wie nachhaltiger Umgang mit Ressourcen aussehen kann, sondern bietet vor allem Menschen durch Qualifikation eine Chance auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Herbert Schweiger
Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen


Arbeitshalle mit großem&nbsp;<span style="font-family: Arial; font-size: 13.3333px; font-style: normal; font-variant-ligatures: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: 400; color: inherit;">Wandbild</span><span style="color: inherit;">, ein aus Elektroaltgeräteteilen zusammengesetztes MA48 Logo&nbsp;</span>
© arbeit plus Österreich
Der größte Kooperationspartner des DRZ ist die MA 48, die Abfallverwertungsabteilung der Stadt Wien. In deren Auftrag holt das DRZ täglich etwa sechs Tonnen Elektroaltgeräte von den gesonderten Sammelstellen auf den Wiener Mistplätzen. Wir verwerten alle (Haushalts-)Elektrogroß- und Kleingeräte außer Kühlgeräte und Bildschirme.
Immerhin werden so 13% der in der Stadt Wien gesammelten Elektroaltgeräte sinnvoll, da beschäftigungsfördernd und besonders wertsteigernd, manuell verarbeitet.

Unsere Tätigkeitsbereiche

Social Mining: Von Arbeit suchend zur neuen Stelle

Bereits länger als Arbeit suchend gemeldete Menschen haben oft das Nachsehen bei ihrem Bemühen um einen neuen Job. Tatsächliche Kompetenzen? Oft spielen beim Wettstreit um die zu wenigen verfügbaren Stellen das Alter, Herkunft, Geschlecht, formale Bildung, Dauer der Beschäftigungslosigkeit eine weit stärkere Rolle. Diese persönlichen Kompetenzen wieder in den Vordergrund zu rücken, zu stärken und profilierter herauszuarbeiten ist unsere Aufgabe. So werden brachliegende menschliche Ressourcen wieder eingesetzt.

Jährlich bekommen bei uns rund 200 Personen, die schon länger ohne Beschäftigung sind, für ein halbes Jahr die Gelegenheit wieder einem strukturierten Alltag nachzugehen: wir bieten einen geregelten (Arbeits-)Rhythmus, sie bekommen soziale Kontakte zu Vorgesetzten und Kolleg*innen in einem sehr diversen Umfeld, setzen ihre individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten wieder sinnvoll ein, erhalten Beratung oder Unterstützung in sozialen Fragen, und finden letztlich im allerbesten Fall durch diese Begleitung den Weg in eine neue, unbefristete Arbeitsstelle. 

Urban Mining: Vom Wiener Mistplatz bis zur Rohstoff-Wiedergewinnung

Das DRZ widmet sich, mit jeweils etwa 100 Personen gleichzeitig im Betrieb, einer ökologischen Sisyphus-Aufgabe: der täglich steigenden Flut von Elektroaltgeräten zu Leibe zu rücken. Im Jahr fallen in Wien allein von Haushalten insgesamt 12.200 t davon an (Stand: Jahr 2022). Ganze 6 bis 9 Tonnen pro Arbeitstag davon gehen derzeit zur manuellen Verarbeitung ins Demontage- und Recycling-Zentrum. Zusätzlich bieten wir auch einen Transport- und Entsorgungsservice für externe Kundschaften.

Nach dem Transport ins DRZ werden diejenigen Geräte, die noch funktionieren könnten, in die Re-Use Abteilung gebracht und für die Wiederverwendung bzw. den Verkauf vorbereitet. 

Bei allen restlichen Geräten erfolgt in der Demontage die Schadstoffentfrachtung (Entfernung gesundheits- und umweltschädlicher Stoffe) und die anschließende manuelle Zerlegung. Die dabei entstehenden ca. 40 unterschiedliche Material-Fraktionen sind bis zu 94 % recyclingfähig und können als neue Rohmaterialien für Produkte verwendet werden.

Besonders schöne Stücke werden von trash_design zu Upcycling Produkten verarbeitet.

Sozialarbeit und Outplacement

Auf ihrem Weg zurück in den regulären Arbeitsmarkt werden unsere Teilnehmer*innen von Beginn an tatkräftig unterstützt von erfahrenen Sozialarbeiterinnen. In einem ersten Schritt geht es darum Vermittlungserschwernisse aus dem Weg zu räumen oder zumindest anzugehen: fehlende Kinderbetreuung, gesundheitliche Einschränkungen, psychische Belastungen, Schulden, oder unerledigte Behördenangelegenheiten. 

Erst wenn Klarheit in persönliche Verhältnisse gebracht wurde, ist der Kopf tatsächlich frei für eine ehrliche Bestandsaufnahme und die Auseinandersetzung mit den eigenen Perspektiven: jenen in die Vergangenheit (Welche Ausbildungen und Job-Erfahrungen gibt es, und welche zusätzlichen Talente und Vorlieben?), hier und jetzt (Was geht – was geht nicht? Was bietet der derzeitige Arbeitsmarkt?) und in die Zukunft (Wo sehe ich mich beruflich? Was traue ich mir zu? Wo treffen sich persönliche Stärken und Nachfrage bzw. Stellenangebote?)

Hier geht es dann um die Erstellung entsprechender Bewerbungsunterlagen, Unterstützung bei der Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch (persönlich oder online), und im Idealfall um die Vereinbarung eines Praktikums durch das Outplacement, bis hin zur temporären Arbeitskräfteüberlassung, zur Erprobung im angestrebten neuen Betrieb.

Projekte

BauKarussell

In Kooperation mit Pulswerk und dem Architekturbüro Thomas Romm übertragen wir den Re-Use Gedanken von den noch relativ handlichen Elektrogeräten auf die Bauwirtschaft: bei Abbruchvorhaben können große Mengen an Materialien und Bauteilen zur Wiederverwendung oder zum sortenreinen Recycling fachgerecht ausgebaut werden, anstatt als nutzloser Schutt auf Deponien zu landen.
Herr mit Schutzhelm schlägt vorsichtig Jugendstilfliesen aus dem Boden heraus
BauKarussell Mitarbeiter beim Boden-Rückbau  | © Harald A. Jahn

Handysammlung an Schulen: "Althandys retten Jungaffen!“

Im Auftrag des Umweltforum Haushalt (UFH) und zugunsten des Jane Goodall Institute Austria versenden wir speziell entwickelte Sammel-Kartons samt Infomaterial an interessierte Schulen und andere Organisationen, für die Sammlung von Mobiltelefonen (Smartphones und alte Tastenhandys) und anderen Kleingeräten (MP3-Player, Schnurlostelefone, Navigationsgeräte, E-Book-Reader). Im DRZ werden die retour gesendeten Geräte gezählt und geprüft: manche sind noch wiederverwendbar bzw. können in der Re-Use Abteilung wieder instandgesetzt werden. Die übrigen kommen zum Recycling in die Demontage. Zudem geht pro Handy ein Euro an die Jane Goodall Stiftung, für Projekte zur Erhaltung der Lebensräume von Großaffen, deren Habitat durch den Rohstoff-Abbau z.B. für Handys bedroht wird.
Sammelkarton mit Sammelsackerl für Mobiltelefone und andere Kleingeräte | © DRZ
Bereits abgeschlossen sind die folgenden Projekte:

Schulkoffer

Der Frage „Was steckt drin in Elektrogeräten, Batterien und Akkus?“ können Schüler*innen mit Hilfe des Elektroaltgeräte- und Altbatterien Schulkoffers der EAK (Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria) spielerisch auf den Grund gehen. Der Schulkoffer beinhaltet über 50 Materialproben als Anschauungsmaterial zur Erläuterung von Entstehungs- und Recyclingprozessen: Primär-Rohstoffe (Kupfererz, reines Gold, das Mineral, aus dem Lithium für Akkus gewonnen wird…), ein Handy in zerlegtem Zustand, geschredderte Materialien aller Kategorien, Batterie-Attrappen, Anleitungen für Lernspiele samt Arbeitsblättern, etc. Der Koffer wurde von Mitarbeiter*innen des DRZ produziert und wird nun von Abfallberater*innen österreichweit an Schulen im Rahmen von Projektunterricht eingesetzt. Etwa 130 Schulkoffer sind bereits im Einsatz, einige davon sogar in Deutschland.
fünf Kinder vor offenem Schulkoffer schauen sich Materialien an
© Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria

Bewusstseinsbildung und Vermittlung

Bewusstseinsbildungrund rund um die Themen faire Arbeit und Elektroschrott-Verwertung sind ein weiteres Aufgabenfeld des DRZ. Die langjährige Erfahrung in der Verwertung von Elektroaltgeräten sowie mit der Einschulung immer wieder neuer Teilnehmer*innen wird häufig nachgefragt – aus dem In- wie auch aus dem internationalen Ausland. 
In Vorträgen, Führungen für Interessierte, Workshops und Trainings vermitteln wir dieses Wissen gerne weiter.

Unsere Kooperationen

Kreislaufwirtschaft ist das übergeordnete gemeinsame Ziel, das wir als DRZ mit unseren Kund*innen, Kooperations-Partner*innen und -Organisationen verfolgen.
Ohne zuverlässige Kooperationen im Bereich Recycling wäre all die Mühe des manuellen Zerlegens von 6 bis 9 Tonnen Elektroschrott pro Arbeitstag umsonst – die in Folge entstandenen Materialfraktionen gehören auch fachgerecht weiterverarbeitet. Dank daher an unsere langjährigen Geschäftspartner!

Müller-Guttenbrunn kommt mehrmals die Woche nach Wien, um große Mulden mit Eisen- oder Mischschrott, schadstoffentfrachteter Weißware oder auch Motoren und Trafos aus der Demontage des DRZ abzutransportieren. All dies geht zum MGG Hauptfirmensitz nach Amstetten,  zu MGG Metran bzw. zu MGG Polymers nach Kematen an der Ybbs.

Altmetalle Kranner mit dem Transportunternehmen Brantner – Kabel
Salzburger Metall- und Kabelverwertung – Leiterplatten, Festplatten, Laufwerke, PC-Netzteile, Kondensatoren, Laptops und Handys ohne Akku
Saubermacher – Batterien & Akkus, LCD, Lampen (Gasentladungslampen, LED…), Kunststoff, Glas
Eurotoner – Drucker-Tintenpatronen und -Toner-Kartuschen

Projektkooperationen erweitern die Tätigkeitsfelder des DRZ. Auch hier können wir auf langjährige Partnerschaften zählen.



Zusammenarbeit mit international tätigen Organisationen, die sich theoretisch und praktisch mit der Bewältigung der Masse an weltweit produziertem Elektroschrott auseinandersetzen, erweitert den Horizont und ermöglicht Praxis und Erfahrungsaustausch über Kontinente.



Re-Use Austria Re-Use- und Reparaturnetzwerk Österreich
Verein zur Förderung der Wiederverwendung, Ressourcenschonung und der Beschäftigung im Umweltbereich

arbeit plus
Netzwerk gemeinnütziger, arbeitsmarktpolitischer sozialökonomischer Unternehmen in Österreich

StEP Solving the E-Waste Problem
Internationale Plattform zur interdisziplinären Zusammenarbeit betreffs Lösung der weltweiten Elektroschrott-Problematik mit Beteiligung von Recycling-Betrieben, Wissenschaft und Forschung, Industrie und Entwicklungszusammenarbeit