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Figl hat mich geheilt

Eine paradoxe Intervention der VHS Hietzing

03.02.2021

Leopold Figl soll seliggesprochen werden. Ist das ein Fall für die Kirche, die Wissenschaft oder für einen Therapeuten?

Der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz hat Großes vor mit Leopold Figl. Er weiß aber auch, alles hängt davon ab, „wie schnell uns Leopold Figl das eine oder andere Wunder schenkt im Seligsprechungsprozess.“

Österreich hat eine Tradition darin, historische Persönlichkeiten seligzusprechen. Wir erinnern uns an Kaiser Karl, der eine Nonne von Krampfadern geheilt hat. Jetzt ist Leopold Figl an der Reihe. Geheilte und Wunder werden gesucht und die VHs Hietzing ist wie bei Kaiser Karl im Zentrum des Geschehens.

Die VHS Hietzing geht mit gutem Beispiel voran. Wir haben ein kleines Wunder anzubieten, meint der Direktor Prof. Dr. Robert Streibel. Der Historiker berichtet von seiner fast spontanen Heilung. „Es hat nur einer kurzen Recherche bedurft, um von einem Irrglauben geheilt zu werden. Ich hatte immer geglaubt, wer in einem KZ gewesen ist, der könnte unmöglich nach seiner Befreiung antisemitisch denken. Leopold Figl hat mich von diesem Glauben geheilt.“

So meinte Leopold Figl 1947: „Die Juden wollen halt rasch reiche Leute werden. Die Österreicher sind nicht so geschäftstüchtig. Richtig ist aber, dass nirgends so wenig Antisemitismus festzustellen ist wie in Österreich, und in keinem Land das Volk von einer solchen Duldsamkeit ist wie bei uns.“

Und gegen die Emigranten hatte der Bundeskanzler ebenfalls Vorbehalte, denn die hätten es sich lieber bequem gemacht in ihren Klubsesseln als für Österreich zu leiden

In dieses Bild passt es auch, dass Figl meinte: „Wir heißen alle Österreicher wieder bei uns willkommen – aber als Österreicher, nicht als Juden“.

Als Leopold Figl mit den beiden Vertretern des Jüdischen Weltkongresses Siegfried Altmann und Ernst Stiassny in Wien offene Fragen besprach, ging es im Juli 1946 auch um das „Judenproblem“, wie die „Wiener Zeitung“ berichtete. Ein Jahr nach der Befreiung findet der Bundeskanzler nichts dabei ein „Judenproblem“ zu besprechen.

Die Einschätzungen Figls sind beschönigend. „Die Rassenpropaganda habe bei manchen Österreichern einen gewissen Widerhall gefunden“ – um gleich im nächsten Satz ihre Besserung zu behaupten: „Aber als sie sahen, mit welchen Mitteln der Antisemitismus in die Tat umgesetzt wurde, da waren sie geheilt. Man kann ruhig behaupten, dass das Mitleid mit den verfolgten Juden den Antisemitismus in Österreich ausmerzte. Ich glaube nicht, dass diese Frage jemals wieder auch nur die geringste Bedeutung erlangen wird.“ (Zit. n. Mitten 2002: 101)

Dieser Glaube wurde zur Wahrheit, und die Realität des anhaltenden Antisemitismus wurde dementsprechend verleugnet. So etwa im Fall von Kunschak, den Figl damit entschuldigte, dass dessen Antisemitismus keine „rassischen, sondern […] ökonomische Gründe“ gehabt habe.

Der Wunderpostkasten der VHS Hietzing

Die VHS Hietzing hat einen Wunder-Postkasten eingerichtet, um Heilungs- und Erweckungserlebnisse in Zusammenhang mit Leopold Figl zu sammeln.

„Wir haben die Befürchtung, dass sich zu wenige Wunder ereignen, meint Prof. Streibel, um zu ergänzen:

„Ich will natürlich nicht verhehlen, dass ich auch schon andere Heilungen hinter mir habe und dies betrifft den Antisemitismus von führenden SPÖ-Politikern wie Adolf Schärf oder Oskar Helmer“, meint Streibel. „Ob das auch für eine Großkoalitionäre Seligsprechung reicht, da bin ich mir nicht sicher.“

Bestellen Sie das kleine Heiligenbildchen Figl Selig kostenlos in der VHS Hietzing.

Stellen Sie es vor sich hin und trinken Sie so viel Alkohol sie können oder vertragen, wenn sich der Heiligenschein bewegt, dann ist es ein Wunder.