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Die frühkindliche Bewegungsentwicklung

Von Susanne Muzler

08.10.2018

Sich wie eine Schnecke von Kopf bis zum Steißbein zusammen rollen, springen wie ein Frosch, wie ein Babyaffe am eigenen Daumen nuckeln und mit der anderen Hand nach einem Spielzeug greifen oder wie Katzen gemeinsam spielen und balgen. All dies sind Bewegungsformen, die auch der Mensch in den ersten Lebensmonaten durchläuft. Dabei wird die Kontrolle ganz spezifischer Körperregionen entwickelt, sowie die dazugehörenden neuronalen Netzwerke. Bestimmte Muskelgruppen und koordinative Fähigkeiten werden ausgebildet, die folglich die Aufrichtung des Oberkörpers und der Wirbelsäule ermöglichen.

Die Ausbildung der frühen Bewegungsentwicklung nimmt Einfluss auf die Fortbewegung, die Sprache des Menschen, das Lernen, die Konzentration, die Auffassungsgabe und auch auf das spätere Verhalten. Die Erfahrungen an Möglichkeiten, Grenzen und Herausforderungen an Bewegung und Körpererfahrung zeigen sich demnach auch immer im Jetzt- gleich ob als Kleinkind, Schulkind oder Erwachsener. Werden Bewegungsmuster übersprungen oder nicht ausreichend integriert, kann sich dies auf das angelegte Potential hemmend auswirken und sich beispielsweise auch im Erwerb von Lesen, Schreiben und Rechnen zeigen, aber auch im Wohlgefühl und im Verhalten, in der Ich-Stärke und der Körper- und Raumorientierung.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass der Mensch und insbesondere das Kind stets lernfähig ist und ungenügend integrierte Bewegungsmuster mit entsprechenden Angeboten nachentwickelt werden können. Hierbei können Spiele, die die eingangs beschriebenen Tier-Bewegungsformen beinhalten – die ja auch der Mensch durchläuft - unterstützend wirken.

Um Kinder in ihrer Entwicklung zu verstehen und adäquat begleiten zu können, hilft es diese frühen Bewegungs-Phasen als Erwachsener noch einmal selbst zu durchleben. Denn nur das empathische Verstehen ermöglicht die Themen eines Kindes zu erkennen und zu begreifen, im Unterschied zum angelernten, rationalen Wissen. Zudem hilft das Nacherleben nicht nur Kinder in ihrer Entwicklung besser zu verstehen und unterstützen zu können, sondern auch den eigenen Körper besser zu spüren, die Kraft zu dosieren, die eigene Mitte zu nutzen, Klarheit und Selbstsicherheit zu gewinnen, die Wirbelsäule aufzurichten und Beziehungen klarer zu gestalten, und nicht zuletzt werden die Koordination und das Gleichgewicht angesprochen.

Ein Nacherleben der frühkindlichen Bewegungsentwicklung ermöglicht die kontinuierliche Entwicklung und Erweiterung des Bewegungsradius, des damit einhergehenden Blickfeldes und der zunehmenden Kommunikationsmöglichkeiten in den ersten Lebensmonaten zu erfahren: Wie nimmt ein Baby die ersten Wochen wahr? Wann entdeckt es das erste Strampeln, welche Kraft steckt in den noch so kleinen Extremitäten? Welche Gefühle begleiten das erste und spätere Greifen von Gegenständen und welche Bedeutung kommt der Koordination von Auge und Hand zu? Wie viel Kraft und Übung braucht es, um sich vom Rücken auf den Bauch zu rollen und umgekehrt?

Wie viel Übung und Beharrlichkeit wendet das Kleinkind für die Ausbildung seiner Extremitäten auf, bis es freudvoll seine ersten Fortbewegungen entdeckt und zu robben, krabbeln und laufen beginnt? Und nicht zuletzt braucht es auch eine gut ausgebildete Muskulatur, um seinen Kopf selbst halten zu können, Gleichgewicht zu entwickeln, Dinge zu ergreifen, seine Umwelt zu erkunden, Beziehungen zu entwickeln und zu gestalten.

Die Basis dieser einzelnen Bewegungsschritte orientiert sich step by step an den biologisch und neurologisch angelegten tierischen Bewegungsmustern, angelehnt an die Methode des Body-Mind Centering; Psychomotorische Spiele und Ansätze ergänzen diesen Ansatz fließend. Die Auseinandersetzung damit kann PädagogInnen, aber auch anderen Berufsgruppen und Eltern eine Basis schaffen, sensomotorische Lern- und Spielerfahrungen bedarfsorientiert zu gestalten.


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