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Kleine Wirbelwinde

Kinder bis drei Jahre sind mit einem Wissensdurst und Forscherdrang ausgestattet, der Erwachsene fordert und manchmal (fast) außer Atem kommen lässt. Die Elementarpädagogin Astrid Schweitzer erklärt, wie man Kinder bis drei Jahre gut beschäftigt.

19.03.2020
Auch ein kleiner Wirbelwind braucht zwischendurch eine Pause. | © Pixabay
Der Tagesablauf von Kindern unter drei Jahren wird im Allgemeinen durch Hunger und Schlaf und die aktiven Zeiten dazwischen strukturiert. Kinder sind mit einem Wissensdurst und Forscherdrang ausgestattet, der Erwachsene fordert und (fast) außer Atem kommen lässt.

Ohne Pause sind die Kleinen mit irgendetwas beschäftigt. Man nennt das Spiel der jungen Kinder Explorationsspiel - forschendes Spiel. Die Kinder haben Fragen und versuchen darauf Antworten zu bekommen: Was passiert, wenn ich an diesem Kabel ziehe? Was ist hinten in dieser Lade? Passen die Bausteine zwischen Heizkörper und Wand? Fallen alle Bausteine unten wieder auf den Boden oder bleiben nur die Roten stecken? Ist das gestern Erprobte heute auch noch so? Und so geht es immer weiter.

Die Lernform der Kinder ist das Spiel. Spielen und lernen sind also untrennbar miteinander verbunden. In einen sogenannten Flow kommen Kinder aber nur dann, wenn die Spielgegenstände und die Umgebung zur Beantwortung der Forschungsfragen passen. Und diese Fragen kommen nicht vom Erwachsenen, sondern vom Kind selbst. Intrinsische Motivation nennt die Wissenschaft diese von Innen kommende Impulse.

Die Elementarpädagogin und VHS Expertin Astrid Schweitzer rät allen, die gerade viel Zeit mit ihren jungen Kindern zuhause verbringen:
Beobachten Sie Ihr Kind, finden Sie heraus, was die Forschungsfragen sind und bieten Sie Materialien an, um experimentieren zu können. Werden Sie selbst zum Forscher!
Hier ein paar Beispiele für Themen der Kinder:
  • Was passt zusammen?
  • Was passt ineinander?
  • Wann ist ein Behältnis voll und wann leer?
  • Sammeln von bestimmten Dingen. Beispielsweise: Ich möchte alle (was auch immer) auf das Sofa stapeln, geht das?
  • Das Transportieren von Gegenständen. Beispielsweise: Schaffe ich es, alle Pölster ins Badezimmer zu bringen?
  • Zur Raumwahrnehmung: Passe ich unter dem Sessel durch / das Stofftier in die Lade hinein/...?
  • Wie verhalten sich unterschiedliche Gegenstände / oder auch mein Körper bei schiefen Ebenen
Sobald Erwachsene verstehen was die Frage ist, können sie die Kinder unterstützen und Material, mit dem keine Forschungsaktivitäten erlaubt sind, durch passenderes ersetzen. Mit dem Trinkglas Wasserspiele am Esstisch zu veranstalten, ist vielleicht nicht die beste Idee. Aber mit verschiedensten Bechern, Trichtern und Sieben wird die Badewanne ein richtiges Forschungslabor.

Mit solchen Forschungsspielen kommen kleine Kinder in einen Flow, sie werden freudig und ausdauernd, finden ins Spiel und machen ganz neben bei Lernerfahrungen, beispielsweise die physikalischen Gesetze.
Kinder brauchen kein Spielzeug, sondern Zeug zum Spielen.

Tipp für die Umgebung und das Forschungsmaterial:

Bieten Sie Vieles vom gleichen an. Kinder brauchen kein Spielzeug, sondern Zeug zum Spielen. Klassisches Beispiel dafür sind die Rührschüsseln und Deckel in der Küche. Es gibt sie in allen Größen und Farben. Vielleicht findet Ihr Kind Kategorien: Welche Schüsseln passt wo hinein? Sind sie gleich hoch? Haben sie die gleiche Farbe? Hören sie sich gleich an, wenn ich sie zusammenklopfe? Undsoweiter.

Mit genügend Forschungsmaterial lassen sich zu allerlei Frage interessante Studien anstellen. Wichtig dabei ist, dass von Seiten der Erwachsenen keine Einmischung oder Erklärung erfolgt, die die Antworten vorwegnehmen.

Die intrinsische Motivation also der Impuls, die Neugierde, die Frage und der Lösungsweg sind die Spielaktivitäten der Kinder.

Die Aufgabe der betreuenden Person besteht darin, Bezugsperson zu sein, Interesse am kindlichen Tun zu zeigen und eine Atmosphäre zu schaffen, in dem sich das Kind sicher und geborgen fühlt.
Hier ein Link mit weiteren Informationen und Spielanregungen: Heuristisches Spiel 

Astrid Schweizter ist Elementarpädagogin, Pikler®-Pädagogin, Pikler®-SpielRaum-Leiterin und Dozentin am Institut für Kinder- und Hortpädagogik der VHS.