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„Ist Rechtsextremismus (noch) Männersache?“ Eine gesellschaftspolitische Reihe der VHS | zum Nachhören

Bei dem Projekt „Ist Rechtsextremismus (noch) Männersache?“ konnten Interessierte kostenlos an Vorträgen teilnehmen, die von Expert*innen des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes gehalten wurden

27.04.2023
Schwarzer Hintergrund mit Text "Eine gesellschaftspolitische Reihe der Wiener Volkshochschulen. Ist Rechtsextremismus (noch) Männersache?"
„Ist Rechtsextremismus (noch) Männersache?“ Eine gesellschaftspolitische Reihe der VHS | zum Nachhören | © VHS

„Ist Rechtsextremismus (noch) Männersache?“

„Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe, deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit. Du hast nie gelernt dich zu artikulieren. Und deine Freundin, die hat niemals für dich Zeit.“ 
Als die Berliner Punkband Die Ärzte den Song „Schrei nach Liebe“ 1993 veröffentlichte, wurde Deutschland gerade von einer Welle rechten Terrors erfasst. Gewaltvolle fremdenfeindliche Übergriffe und Angriffe auf Flüchtlingsheime dominierten die Nachrichten. „Schrei nach Liebe“ hat bis heute inhaltlich nicht an Aktualität verloren. Jedoch hat sich die rechte Szene und der Blickwinkel auf sie seitdem geändert. 
In Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes wurde an der Volkshochschule Liesing mit dem Projekt „Ist Rechtsextremismus (noch) Männersache?“ ein Blick auf Geschlechterrollen und Rollenbilder in der rechten und rechtsextremen Szene geworfen. 
Das Projekt wurde von der Österreichischen Gesellschaft für politische Bildung gefördert.

Vier Veranstaltungen

Anhand von vier Veranstaltungen wurde gezeigt, welche Rollenbilder vorherrschen und warum Frauen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung noch immer unterrepräsentiert sind. Rechtsextreme werden heute nicht mehr vornehmlich als Springerstiefel tragende Skinheads wahrgenommen. Gruppen wie die Identitäten haben der menschenverachtenden Ideologie einen hippen, modernen Anstrich verpasst. Akteur*innen könnten optisch genauso gut einen Lifestyle-Blog auf Youtube moderieren, wenn man den Computer während der Videos auf stumm schaltet. Die rechte Szene versucht in den letzten Jahren moderner, weiblicher und diverser zu wirken. Dabei sind Frauen in der rechten Szene seit jeher präsent. Aber eben nicht in der ersten Reihe, was freilich auch der vorherrschenden Ideologie geschuldet ist. Mit den Identitären, Marine Le Pen und Beate Zschäpe finden sich nun zunehmend weibliche Persönlichkeiten in den Medien wieder, die aus fremdenfeindlicher und xenophober Weltanschauung keinen Hehl machen. Und das, obwohl innerhalb der Szene ein massiver Antifeminismus herrscht. 
Bei dem Projekt „Ist Rechtsextremismus (noch) Männersache?“ konnten Interessierte kostenlos an Vorträgen teilnehmen, die von Expert*innen des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes gehalten wurden. Themen der Vorträge waren 
  • Frauen in der rechten bis rechtsextremen Szene 
  • Männlichkeit und die Ablehnung von Weiblichkeit in der (extremen) Rechten
  • (Deutschnationale) Studentenverbindungen und Männlichkeit: Österreich und die USA im Vergleich
Außerdem gab es eine Filmvorführung mit Diskussion für Schüler*innen zum Film 300. Männlichkeitsmythen und deren Bedeutung im Rechtsextremismus wurden anhand des Films erklärt.

Zum Nachhören

Die Vorträge wurden während des Projekts aufgezeichent. Hier kannst du sie dir runterladen und nachhören:

Frauen in der rechten bis rechtsextremen Szene | Brigitte Temel | 02.03.2023

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Auch wenn im medial verbreiteten Bild des österreichischen Rechtsextremismus Männer dominieren, sind Frauen in den unterschiedlichen Spektren des Rechtsextremismus aktiv. Die Frauenpräsenz verbessert das Image nach Außen und erleichtert den Eingang in zivilgesellschaftliche Bereiche, wie Elternbeiräte. Zudem haben Themen aus den Frauenbewegungen auch Eingang in Debatten und Politiken der extremen Rechte gefunden. In dem Vortrag mit anschließender Diskussion soll aufgezeigt werden, wie Männlichkeit und Weiblichkeit in der extremen Rechten hierzulande verhandelt werden, sich Frauenbilder und „weibliche“ Aktionsformen entwickelt haben und wie aktuelle antifeministische Politiken im Rechtsextremismus aussehen.
Brigitte Temel ist wissenschaftliche Mitarbeiter:in am Institut für Konfliktforschung in Wien.

Männlichkeit und die Ablehnung von Weiblichkeit in der (extremen) Rechten | Bianca Kämpf | 14.03.2023

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Thema dieses Vortrages sind unterschiedliche Formen von Männlichkeit, ihre Herstellungen und ihre Auswirkungen. Welche Funktionen haben bestimmte Vorstellungen über Geschlecht in der (extremen) Rechten – und warum lassen sich diese mit Ungleichheitsdenken so gut verbinden? Denn mit bestimmten Identitätsangeboten, gerade auch für jüngere Menschen, können nicht nur etwa rassistische oder antisemitische „Bedrohungsszenarien“ bedient, sondern auch Überlegenheit und Ausschluss begründet werden. Außerdem werden wir den Raum der Betrachtung auf den digitalen erweitern und uns auch dort bestimmten Problemen in Zusammenhang mit Geschlecht(svorstellungen) widmen.
Bianca Kämpf ist Mitarbeiterin am Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes.

(Deutschnationale) Studentenverbindungen und Männlichkeit: Österreich und die USA im Vergleich | Bernhard Weidinger | 21.03.2023

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Der Vortrag behandelt Studentenverbindungen als Männerbünde, die zum einen Frauen von der Mitgliedschaft ausschließen und zum anderen spezifische Ideale von Männlichkeit kultivieren, an ihre Mitglieder weitergeben und über diese in die Gesamtgesellschaft ausstrahlen lassen. Dabei werden österreichische Verbindungen - schwerpunkthaft deutschnationale Burschenschaften - ihrem US-amerikanischen Widerpart gegenübergestellt. Der Vergleich erhellt maßgebliche Unterschiede, etwa in der politischen Grundausrichtung, aber auch weitreichende Gemeinsamkeiten - nicht zuletzt hinsichtlich der geschlechterbezogenen Dynamiken und Effekte männerbündischer Vergemeinschaftung.
Bernhard Weidinger ist Mitarbeiter am Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes.