Themenschwerpunkt: 50 Jahre Militärputsch in Chile
Der Militärputsch in Chile am 11. September 1973 markierte eine entscheidende Zäsur in der Geschichte des Landes. Die demokratisch gewählte Regierung von Präsident Salvador Allende wurde von den Streitkräften unter der Führung von General Augusto Pinochet gestürzt, es folgten 17 Jahre Militärdiktatur. Während dieser Zeit war Chile eines der repressivsten Regime Lateinamerikas, geprägt von massiven Menschenrechtsverletzungen wie willkürliche Verhaftungen, Folterungen und dem Verschwindenlassen von Regimekritiker*innen. Gleichzeitig wurde die sozialistische Wirtschaftsordnung der Regierung Allende radikal umgestaltet. Unter der Führung der sogenannten "Chicago Boys" wurden umfassende neoliberale Reformen eingeführt, die Deregulierung, Privatisierung und eine weitreichende Öffnung der Wirtschaft beinhaltete sowie tiefgreifende Auswirkungen auf die soziale Struktur des Landes hatte. Es kam zu einer weitgehenden Umstrukturierung der Gesellschaft und einer massiven Ausweitung der sozialen Ungleichheit.
Die Folgen des Putsches auf die Menschenrechte und die Einführung einer neoliberalen Wirtschaftsordnung sind bis heute spürbar. Umso mehr sind die Pflege der Erinnerungskultur und das anhaltende Engagement für Menschenrechte nach wie vor wichtige Anstrengungen der chilenischen Gesellschaft. Anlässlich des 50. Jahrestages des Putsches widmet sich das Österreichische Lateinamerika-Institut in Kooperation mit der Botschaft von Chile in Österreich, dem Filmcasino Wien und dem Institut für Romanistik der Universität Wien diesem, auch für Österreich wichtigen, historischen Ereignis.
- 13.09.2023 | Filmvorführung "Chile '76"
- 26.09.2023 | Vortrag & Diskussion
- 26.09-10.10.2023 | Ausstellung "Huellas de Memoria – Erinnerungsspuren"
- 04.11.2023 | Viena Chilena 73/23
- 20.11.2023 | Filmseminar "Díalogo de Exiliados"
- 11.12.2023 | Filmseminar "La noche sobre Chile"
- Spezial-Filmworkshops für Schüler*innen

"Chile '76" | Filmvorführung und Gespräch | Latin Film Lounge
Mittwoch, 13. September 2023 | 20:00 Uhr
Filmcasino Wien
Filmcasino Wien
Manuela Martelli | CL/AR/QA 2022 | 95 min | OmeU
Mit: Aline Kuppenheim, Nicolás Sepúlveda, Hugo Medina, Alejandro Goic

Eingehüllt in ein Klima der Angst zeigt das chilenische Drama die Konfrontation einer Frau mit der Unmenschlichkeit und Korruption unter Pinochet.
Chile, 1976. Das Regime von Augusto Pinochet ist seit drei Jahren an der Macht. Carmen ist in der Küstenstadt Las Cruces mit der Renovierung ihres Strandhauses beschäftigt. Ihr Mann, ihre Kinder und Enkelkinder kommen während des Winterurlaubs immer wieder vorbei. Als der örtliche Pfarrer sie bittet, sich um einen verletzten, jungen Mann zu kümmern, den er heimlich beherbergt, betritt Carmen ein für sie neues und riskantes Territorium – weit weg von dem ruhigen Leben, das sie gewohnt ist. In ihrem fesselnden und zutiefst beeindruckenden Debüt betrachtet Martelli das Leben einer Frau, deren wohl situierte Familie sich mit dem Leben unter der Diktatur arrangiert hat.
Im Anschluss an den Film findet ein Gespräch mit zwei Vertreter*innen der chilenischen Diaspora in Wien statt:
Alicia Peña, geboren 1948 in der Region Araucanía/Chile, war während der Amtszeit von Salvador Allende im Bildungsbereich und in der Politik tätig. Am 14. September 1973, 3 Tage nach dem Militärputsch, wurde sie wegen ihrer politischen Aktivitäten unter Allende festgenommen. Fast ein Jahr nach ihrer Festnahme gelang ihr die Flucht nach Argentinien und drei Jahre später nach Österreich. Frau Peña engagiert sich seither in der Erinnerungskultur und in diversen sozialen und politischen Organisationen in Wien.
Erick Zott, geboren 1949 in Concepción/Chile, musste nach dem Militärputsch sein Studium der Soziologie abbrechen und nach Valparaiso fliehen. Dort wurde er 1975 von der Geheimpolizei festgenommen und in verschiedenen geheimen Gefängnissen inhaftiert und gefoltert. 1976 gelang es ihm auf Initiative des österreichischen Botschafters in Chile mit einem Schutzvisum nach Österreich auszureisen. Herr Zott hat seither maßgeblich zur Verbreitung lateinamerikanischer Kultur in Wien beigetragen.
Moderation: Marcela Torres, MA
Eröffnung: Daniela Univazo / Latin Film Lounge
Daniela Univazo arbeitet als Filmemacherin und Drehbuchautorin in Wien und Barcelona. Ihre 6-jährige filmische Ausbildung absolvierte sie in Dänemark an dem European Film College, sowie in Spanien an der ESCAC Universität. Sie ist Tochter des peruanischen Filmemachers Eduardo Univazo und hat peruanische sowie kolumbianische Wurzeln.
Eine Kooperation des Österreichischen Lateinamerika-Instituts/LAI, der Botschaft von Chile und dem Filmcasino Wien im Rahmen des Themenschwerpunktes „50 Jahre Militärputsch in Chile“ am LAI.
50 Jahre nach dem Staatsstreich in Chile - Demokratie und Menschenrechte
Vortrag und Diskussion
Dienstag, 26. September 2023 | 18:30-20:30 Uhr
Frida Kahlo Saal, LAI, Türkenstraße 25, 1090 Wien
Die dramatischen Ereignisse vom 11. September 1973 in Chile führten zum Beginn einer 17-jährigen Diktatur. In den darauffolgenden Jahren wurden Tausende von Menschen Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen, darunter Tötungen, Verbannung, Folter, Verschwindenlassen und politische Verfolgung. Oppositionsparteien und -organisationen wurden verboten, politische Aktivitäten wurden unterdrückt, und politische Gegner wurden verfolgt und getötet.
Die systematischen Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur haben tiefe Wunden in der chilenischen Gesellschaft hinterlassen. Der Direktor für Menschenrechte des chilenischen Außenministeriums, Botschafter Tomás Pascual, analysiert und diskutiert mit dem Historiker Berthold Molden die Entwicklung der Menschenrechte in Chile in den letzten 50 Jahren und die aktuellen Herausforderungen.
Die systematischen Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur haben tiefe Wunden in der chilenischen Gesellschaft hinterlassen. Der Direktor für Menschenrechte des chilenischen Außenministeriums, Botschafter Tomás Pascual, analysiert und diskutiert mit dem Historiker Berthold Molden die Entwicklung der Menschenrechte in Chile in den letzten 50 Jahren und die aktuellen Herausforderungen.
Vortragender: Tomás Pascual, Direktor für Menschenrechte im Außenministerium, Santiago de Chile. M.A. in Internationalen Menschenrechten von der London School of Economics and Political Science, Gewinner des Human Rights Essay Award der Academy of Human Rights and International Humanitarian Law der American University, Washington College of Law.a
Moderation: Berthold Molden, Historiker und Lateinamerika-Experte/LAI, Uni Wien
Moderation: Berthold Molden, Historiker und Lateinamerika-Experte/LAI, Uni Wien
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Botschaft von Chile in Österreich im Rahmen des Themenschwerpunktes am Österreichischen Lateinamerika-Institut „50 Jahre Militärputsch in Chile“.
Der Vortrag findet auf Spanisch mit deutscher Konsekutivübersetzung statt.
Kostenlose Teilnahme. Wir bitten um Anmeldung mit Angabe der teilnehmenden Personen an: office@lai.at
→ Descripción en español:
A 50 años del Golpe de Estado en Chile: Democracia y Derechos Humanos. Conferencia y debate
Conferencia y debate
Martes, 26 de septiembre de 2023 | 18:30-20:30 horas
Frida Kahlo Saal, LAI, Türkenstraße 25, 1090 Viena
Los dramáticos acontecimientos del 11 de septiembre de 1973 en Chile provocaron el inicio de una dictadura de 17 años. En los años siguientes, miles de personas fueron víctimas de graves violaciones a los derechos humanos, como homicidios, exilio, torturas, desapariciones y persecución política, entre otros.
Partidos y organizaciones de oposición fueron prohibidos; actividades políticas fueron reprimidas y opositores políticos fueron perseguidos y asesinados.
Las violaciones sistemáticas de los derechos humanos durante la dictadura han dejado profundas heridas en la sociedad chilena. El Director de Derechos Humanos del Ministerio de Relaciones Exteriores de Chile, Embajador Tomás Pascual analizará y discutirá con el historiador Berthold Molden la evolución de los derechos humanos en Chile durante los últimos 50 años y los actuales desafíos.
Ponente: Tomás Pascual, Director de Derechos Humanos del Ministerio de Relaciones Exteriores, Santiago de Chile. Máster en Derechos Humanos Internacionales por la London School of Economics and Political Science, ganador del "Human Rights Essay Award" de la Academia de Derechos Humanos y Derecho Internacional Humanitario de la American University, Washington College of Law.
Moderador: Berthold Molden, historiador y experto en América Latina/LAI
Un evento en colaboración con la Embajada de Chile en Austria, en el marco del enfoque temático del LAI "50 años del golpe militar en Chile".
La conferencia se llevará a cabo en español con traducción consecutiva al alemán.
La participación es gratuita. Le pedimos que se registre con los nombres de las personas que asistirán por correo a office@lai.at
Ausstellung "Huellas de Memoria – Erinnerungsspuren"
Die Ausstellung zeigt Erinnerungsstücke von in Österreich lebenden Chilen*innen, die nach dem Militärputsch das Land verlassen mussten. Sie dokumentiert Exilerfahrungen, Hoffnungen und das Leben in der Exilgemeinschaft. Die Ausstellung ist allen Menschen gewidmet, die ihre Heimat Chile gewaltsam verlassen mussten und denen es mit Mut und Entschlossenheit gelang, ihr Leben neu aufzubauen, ohne ihre Wurzeln zu vergessen.
LAI, Frida Kahlo Saal, Türkenstraße 25, 1090 Wien | Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten des LAIs (Mo-Do 9-13 bzw 17-21 Uhr) besichtigt werden.
Dauer der Ausstellung: 26.09-10.10.2023

Viena Chilena 73/23: Chilenische Migrationsgeschichte in Wien seit dem Militärputsch 1973
Am 4. November, dem Jahrestag des Amtsantritts von Salvador Allende im Jahr 1970, präsentieren der „Verein zur Förderung der österreichisch-chilenischen Erinnerungskultur“ das Forschungsteam das Projekt „Viena Chilena“.
Samstag, 4. November 2023 | 18:00 Uhr
LAI, Frida Kahlo Saal
LAI, Frida Kahlo Saal
Türkenstraße 25, 1090 Wien
„Viena Chilena“ ist aus der chilenischen Community hervorgegangen, als lebendige Plattform der memoria histórica und kommunitärer Identität, um die Erinnerung an das Exil mit besonderer Aufmerksamkeit auf die Migrationserfahrung von Frauen zu dokumentieren. Vorgestellt werden die Ergebnisse des Projektes: ein Online-Archiv und eine virtuelle Ausstellung, denen biographische Interviews mit Zeitzeuginnen unterschiedlicher Generationen und vielseitige Foto- und Dokumentarquellen zugrunde liegen.
Der Eintritt ist frei, es ist keine Anmeldung nötig.
Retrospectiva a 50 años del Golpe – Cine chileno del exilio
Una cooperación del Instituto Austríaco para América Latina/LAI con la Embajada de Chile y el Instituto de Estudios de Lenguas Romances/Universidad de Viena en el marco del enfoque temático del LAI "50 años del golpe militar en Chile".
Películas del Archivo de la Cineteca Nacional de Chile.
Películas del Archivo de la Cineteca Nacional de Chile.
Diálogo de Exiliados
Lunes, 20.11.23 | 18:00 – 20:00 horas
Österreichisches Lateinamerika-Institut, Raum VI, Schlickgasse 1, 1090 Wien

Raúl Ruiz, 1974, 100 min
Poco después de la caída de Salvador Allende en Chile, un artista que simpatiza con la Junta Militar de Gobierno llega a París para cantar sobre lo que él considera la nueva realidad del país. Un grupo de exiliados chilenos se topa con él y deciden secuestrarlo de una manera bastante peculiar: llevándolo de farra. Pronto, sin embargo, resurgen sus vicios más pesados: la incapacidad de organizarse, el asambleísmo inoperante que los obliga a votar hasta para tomar las más nimias decisiones, las diferencias de clase entre los exiliados burgueses y los exiliados obreros y, en particular, la vacía retórica de un discurso político más preocupado por conseguir aplausos que de resolver su situación. La película de Raúl Ruiz fue altamente controvertida en su momento debido a su retrato de lo absurdo del exilio y los elementos irónicos que contenía – o como reconoció el director al respecto: “La quise hacer a favor y me salió en contra.”
La noche sobre Chile
AUSGEBUCHT! Lunes, 11.12.20203 | 18:00 – 20:00 horas
Österreichisches Lateinamerika-Institut, Raum VI, Schlickgasse 1, 1090 Wien

Sebastián Alarcón/ Aleksandr Kosarev, 1977, 92 min | versión original en ruso con subtítulos en español
“Noche sobre Chile” narra la historia de Manuel Valdivia, un pequeño burgués desinteresado por la política, que es detenido el día del Golpe en Santiago de Chile. Es llevado al Estadio Nacional y encerrado sin motivo aparente. Se inician las peripecias del protagonista y su contacto con otros personajes relacionados, en mayor o menor medida, con el proceso revolucionario abierto por el gobierno de la Unidad Popular. En aquel submundo atravesado por el dolor y la tortura se acerca a las clases populares de Chile, desarrollando un profundo sentido por la justicia social que tanto reclamaba el pueblo. La película fue grabada enteramente en la Unión Soviética donde su director, Sebastián Alarcón, estaba viviendo al momento del Golpe. Fue vista por más de ochenta millones de personas en la Unión Soviética y es otro ejemplo del cine chileno del exilio de la época y de la gran repercusión que causó el Golpe en el mundo entero.
Introducción y moderación:
Benjamin Loy, profesor asistente de filologías románicas en la Universidad de Viena. Sus investigaciones se centran en las literaturas y el cine modernos y contemporáneos latinoamericanos y francés.
La participación es gratuita. Le pedimos que se registre con los nombres de las personas que asistirán por correo a: office@lai.at
AUSGEBUCHT! FUNCIÓN LLENA!
AUSGEBUCHT! FUNCIÓN LLENA!
Spezial-Filmworkshops für Schüler*innen
Anlässlich des 50. Jahrestages des Putsches, bietet das Österreichische Lateinamerika-Institut ein spezielles Film-Programm für Schulklassen an, in denen Spanisch als Fremdsprache unterrichtet wird. Unsere einzigartigen Film-Workshops fördern nicht nur das Sprachenlernen, sondern ermöglichen auch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den Ereignissen in Chile während der Militärdiktatur.