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500 Jahre Pandemie 500 Jahre soziale Ausgrenzung und kein Ende?

20.04.2021
20. April 2021 | 18:30 - 20:00 Uhr | Online 
COVID-19 ist für die indigenen Völker Amerikas der bisher letzte Akt einer mehr als 500-jährigen Kolonialgeschichte, in der eingeschleppte Krankheiten immer wieder zu Massensterben, zur Entvölkerung ganzer Landstriche der sogenannten „Neuen Welt“ führten. Im Vortrag wird – ausgehend von diesem historischen Hintergrund – gezeigt, warum COVID-19 eine neue tödliche Bedrohung für diese Gruppen ist: Die Folgen sozialer Ausgrenzung und kultureller Marginalisierung können anhand des Auftretens von Pandemien griffig verdeutlicht werden. Schließlich werden Selbsthilfemaßnahmen bestimmter indigenen Gruppen aufgezeigt, die Vorbildwirkung für andere sozial schwache Bevölkerungsteile Lateinamerikas besitzen.

Vortragsreihe: Indigene Völker in Lateinamerika. Umwelt, Politik und Kultur

Vertreter*innen der indigenen Bevölkerung wurden in den letzten Jahrzehnten zunehmend zu wichtigen gesellschaftspolitischen Akteur*innen: Sie gewannen als gut organisierte Gegner*innen transnationaler Ölgesellschaften und Bergbaukonzerne politische Relevanz, sie zeigten öffentlichkeitswirksam die anhaltende Zerstörung des Regenwalds auf und spielten eine tragende Rolle bei neuen Verfassungen in mehreren Staaten. In Ecuador hatten Indigene maßgeblich zum Sturz des Staatspräsidenten beigetragen, während in Bolivien völlig neuartige Formen „plurinationaler“ Regierungen initiiert wurden. Indigene Völker haben neue Deutungen der Geschichte europäischer Kolonialexpansion entwickelt und ein Gegenkonzept zur wachstumsorientierten globalen Wirtschaftspolitik entworfen. Obwohl die zahlreichen indigenen Völker demografisch gesehen in den meisten Ländern Minderheiten sind, können die Besonderheiten öffentlichen Lebens und der Politik dieses Kontinents am besten durch Beispiele indigener Partizipation und indigenen Aktivismus verdeutlicht werden.

In dieser Vortragsreihe wird den verschiedenen Dimensionen politischen Lebens und öffentlicher Diskurse, die die letzten Jahrzehnte Lateinamerika geprägt haben, nachgegangen. Die fünf Vorträge stehen zueinander in inhaltlichem Zusammenhang, können aber auch einzeln besucht werden.

Univ.-Prof. Dr. René Kuppe, ist Jurist, Kulturanthropologe und pensionierter Universitätsprofessor. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Rechtsfragen, die mit indigenen Völkern und ethnischen Minderheiten in Zusammenhang stehen. Kuppe hat als Konsulent an internationalen Projekten mitgewirkt, bei denen es um Gesetzgebungsvorhaben oder um die Implementierung von Landrechen Indigener Völker in Lateinamerika oder im Arktischen Raum ging.

Preis: 6,- € pro Vortrag | gesamte Vortragsreihe: 30,- € | Mit Science-Card gratis!
Weitere Informationen zur Vortragsreihe "Indigene Völker in Lateinamerika": https://www.vhs.at/de/e/lai/indigenevoelkerinla