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Eröffnungsveranstaltung zur XXVI. Mesoamerikanistik-Tagung "700 Jahre Tenochtitlán"

27.11.2024
31. Jänner 2024, 17:30-19:30 Uhr | LAI, Frida Kahlo Saal 

1325 – heißt es in der Überlieferung der zentralmexikanischen Mexica – kam es zur Gründung der Stadt Tenochtitlán, dem späteren Zentrum eines mächtigen Imperiums. Seit der spanischen Conquista findet sich auf ihrem ehemaligen Gebiet die imposante Stadt Mexiko, Hauptstadt des gleichnamigen Staates.
Tenochtitlán verweist damit auf die vorkoloniale, koloniale und postkoloniale Geschichte von Mesoamerika, wobei Mesoamerika die Verwobenheit von Geschichte/n und Regionen deutlich macht – weit in die Vergangenheit zurückreichend, sich regional keineswegs auf Mexiko beschränkend.
Tenochtitlán ist geprägt durch sein mesoamerikanisches Erbe, beeinflusst durch Olmeca, Mixteca, Zapoteca, Maya, Tolteca, u.v.a.m. 
Ganz im Sinne mesoamerikanischer spiraliger Verknüpfung von Zeit und Raum bringt auch unsere Tagung Zeiten und Räume zusammen. Zum Auftakt widmen wir uns im Rahmen einer Podiumsdiskussion folgenden Schwerpunkten:
XXVI. Mesoamerikanistik-Tagung 700 Jahre Tenochtitlan (31. Jänner bis 2. Februar 2025)
Antje Gunsenheimer 

Versöhnungs-Politik nach AMLO: Welche Ziele verfolgt die Präsidentin Claudia Sheinbaum?

Das Motto der Tagung „700 Jahre Tenochtitlán“ bietet Gelegenheit über die heutige Situation indigener Gesellschaften in Mexiko zu sprechen und der gerade vollzogene Wechsel im Präsidialamt von Andrés Manuel López Obrador (AMLO) zu Claudia Sheinbaum bietet sich gerade an, die aktuelle Politik hierzu unter die Lupe zu nehmen. Andrés Manuel López Obrador verfolgte wie kaum ein anderer mexikanischer Präsident eine Politik der Aussöhnung mit indigenen Gesellschaften. Zwar waren Inhalte und Formen der initiierten Verhandlungen um Land- und Ressourcenrechte sowie Infrastrukturprojekte stark von präsidialen Vorstellungen geleitet. Dennoch fühlten sich viele indigene Gesellschaften Mexikos zum ersten Mal ernst genommen als anerkannte Verhandlungspartner am Tisch. Die Pläne der Sheinbaum‘ Regierung hatten zunächst die neu gewonnene Zuwendung in Frage gestellt. Mein Beitrag zur Podiumsdiskussion beschäftigt sich mit der aktuellen Wahrnehmung der Politik Sheinbaums nach rund 5 Monaten im Amt seitens indigener Vertreter*innen. 

Dr. Antje Gunsenheimer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abt. Altamerikanistik sowie Geschäftsführerin des Interdisziplinären Lateinamerika-Zentrums der Universität Bonn. Sie beschäftigt sich u.a. mit der Inklusion indigener Gesellschaften in lateinamerikanischen Staaten heute, insbesondere mit der Austragung von Konflikten um Landrechte und Ressourcennutzung, die Erhaltung bzw. Gewinnung politischer Teilhabe und autonomer kultureller Repräsentation. 
Alejandra Barrera

Das Große Tenochtitlan und sein mesoamerikanisches Erbe in Mexiko-Stadt - Pueblo originario: San Mateo Tlaltenango, Cuajimalpa.

Trotz der Zerstörung des großen Tenochtitlan durch den spanischen Eroberer Hernán Cortés haben einige Aspekte des aztekischen Erbes in den Dorfgemeinschaften an der Peripherie der Megacity überlebt. Sie sind nach wie vor stark von sozialen und kulturellen Strukturen geprägt, die in die Zeit vor der Eroberung zurückreichen. Dabei handelt es sich nicht um „Überbleibsel“, sondern um zentrale Werte und Institutionen der Dorfgemeinschaft wie kollektiver Grundbesitz oder lokale Erinnerungskultur. Durch die urbane Expansion geraten diese Dörfer zunehmend in den Fokus von Investoren und Stadtplanern. San Mateo Tlaltenango, eine Siedlung an den Berghängen über Mexiko-Stadt, ist ein Beispiel für diese konfliktreiche Entwicklung: Landbesitz und neu errichtete „Gated Communities“ sowie der Kampf um Wasserrechte und den Erhalt lokaler Waldgebiete – in solchen Auseinandersetzungen spielt auch das mesoamerikanische Erbe eine wichtige Rolle.

Alejandra Barrera ist Doktorandin der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, WU-Wien Institute for Ecological Economics. Master Peace Studies, Universität Innsbruck. Mitglied und Mitbegründerin des Mesoamerika-Arbeitskreis der Universität Wien.
Jürgen Stowasser

"Que siempre la lengua fue compañera del imperio" - Sprache und Kolonialherrschaft

Sowohl spanische als auch indigene Quellen zur frühen Kolonialzeit zeigen deutlich: Die Sprache ist von Beginn an zugleich Ort und Mittel des Kolonialismus. Ausgehend von den Folgen der kolonialen Sprachpolitik (z.B. der Bevorzugung von Nahuatl vor allen anderen indigenen Sprachen), gehe ich der Frage nach, welche Rolle Sprache und Schrift spielen, wenn die Kolonialisierten als aktiv Handelnde auftreten, die mit unterschiedlichen Strategien ihre Ziele im kolonialen Kontext verfolgen. Neben alphabetschriftlichen Quellen werden "Amoxtin", Manuskripte im indigenen Tlahcuilōll-Schriftsystem verwendet.

Jürgen Stowasser ist Mitglied und Mitbegründer des Mesoamerika-Arbeitskreis der Universität Wien. Forschungsschwerpunkt: Epistemologische Effekte der Kolonialisierung, Übersetzungen Nahuatl-Spanisch, Schrift im kolonialen Mesoamerika


Die Podiumsdiskussion ist in deutscher Sprache. Anmeldung erforderlich: patricia.zuckerhut@univie.ac.at
Im Anschluss laden wir zu einem kleinen Buffet.
Unkostenbeitrag von € 8,- (ausgenommen Tagungsteilnehmende).
© © Patricia Zuckerhut