Citizen Science wird immer beliebter. Doch was ist Citizen Science, wo finde ich Projekte zum Mitmachen und was ist das Ziel dieser Projekte? Die Gründer und Koordinatoren Florian Heigl und Daniel Dörler widmen sich im Auftakt des Schwerpunktes Citizen Science im VHS Science Programm 2019/20 diesen und weiteren Themen im Vortrag am 17. Oktober im Planetarium.
Als kleinen Vorgeschmack beantworten wir im Science Blog vorab die wichtigsten Fragen rund um Citizen Science.
Citizen Science ist ein etwas komplizierter Begriff für eine eigentlich tolle Sache. Wissenschaftliche Projekte öffnen sich unter diesem Begriff nämlich so, dass jedermann und jedefrau dabei mithelfen kann, die Welt etwas besser zu verstehen. Citizen Science soll die Beteiligung der Öffentlichkeit an der Wissenschaft ermöglichen. Das gemeinsame Ziel ist es, wissenschaftlich wertvolle Informationen zu sammeln und zu analysieren. Unter dem Begriff „Citizen Science“ versteht man also die wissenschaftliche Arbeit, die von der Öffentlichkeit in Zusammenarbeit mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Einrichtungen durchgeführt wird.
Wissenschaft gilt ja allgemein als Profession von wenigen auf einer Universität. Hier führen Wissenschaftler oder Wissenschaftlerinnen Projekte durch, die schwer zu verstehen sind und die am Ende zwar spannend klingen, man aber nicht so recht versteht, was man als Person davon hat. Bei Citizen Science erhält die Bevölkerung erhält die Möglichkeit, wissenschaftliche Methoden kennenzulernen und eine allgemeine wissenschaftliche Kompetenz zu entwickeln. So wird das Bewusstsein der Öffentlichkeit für den Nutzen der wissenschaftlichen Forschung erhöht.
Seit wann gibt es Citizen Science in Österreich?
Die Arbeitsgruppe für Citizen Science wurde 2013 an der Universität für Bodenkultur Wien gegründet. Seit 2014 ist die Plattform Österreich forscht online. Hier findet man alle aktuellen Informationen zu Citizen Science in Österreich. Im Sommer 2017 wurde das Citizen Science Network Austria ins Leben gerufen, das von der Universität für Bodenkultur Wien koordiniert wird. Mit Hilfe dieses Netzwerks soll Citizen Science in Österreich weiter ausgebaut, die Qualität gefördert werden und der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gestärkt werden. Derzeit sind 36 Institutionen Partner im Citizen Science Network Austria, darunter auch die Volkshochschulen Wien.
Wissenschaft ist für Nicht-ExpertInnen oft schwer greifbar. Bei Citizen Science kann nun jede und jeder aktiv in die Welt der Wissenschaft eintauchen.
Was bringt mir - als Nicht-Wissenschafterin - eine Teilnahme an einem Projekt bei Citizen Science?
Durch eine Teilnahme bei einem Projekt von "Österreich Forscht" hat man einerseits die Möglichkeit wissenschaftliche Methoden kennenzulernen und auch selbst anzuwenden und auf diese Weise selbst aktiv zur Forschung beizutragen. Die TeilnehmerInnen erhalten einen Einblick in ein wissenschaftliches Gebiet, können mit den WissenschafterInnen interagieren und haben die Möglichkeit selbst Fragestellungen zu definieren.
Und welchen Nutzen hat die Forschung davon?
Die Zusammenarbeit mit Mitgliedern der nicht-wissenschaftlichen Gesellschaft bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, Forschungsfragen zu beantworten, welche ohne Citizen Science nicht möglich wären und zusätzlich ihre Forschung gesellschaftsrelevanter zu gestalten und ihre Wirkung zu erhöhen. Besonders motivierte TeilnehmerInnen können auch auf einem höheren Level in ein Projekt integriert werden. Sie helfen bei der Datenvalidierung, bei der Datenanalyse oder entwickeln sogar eigene Projektideen.
Man hört in diesem Zusammenhang auch immer wieder das Schlagwort "Open Science". Was versteht man darunter?
Unerlässlich für die Zusammenarbeit bei Citizen Science ist der offene Zugang zur Forschung. Ohne sie kann die Bevölkerung nicht mitarbeiten. Derzeit ist auch ein Wandel in die Richtung der Öffnung der Wissenschaft zu beobachten – Stichwort „Open Science“. Citizen Science erfordert unter anderem einen offenen Zugang zur wissenschaftlichen Arbeitsweise, bei der während des gesamten Forschungsprozesses verschiedene Medienformen eingesetzt werden. Nur so ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe unter allen Beteiligten eines Forschungsprojektes möglich.
Wie kann ich nun selbst an einem Projekt teilnehmen?
Das Spektrum in Citizen Science ist vielfältig. Einerseits gibt es zahlreiche Projekte aus unterschiedlichsten Fachrichtungen, andererseits sind die Voraussetzungen um an einem Projekt teilnehmen zu können sehr unterschiedlich und reichen von adhoc Teilnahme mit wenigen Minuten an Zeitinvestition bis zu einer abgeschlossenen Ausbildung vor Teilnahme und mehreren Jahren an Datensammlung.
Im Wintersemester 2019 stellen sich sieben Projekte im Science Programm vor, die Vorträge finden im Planetarium bei freiem Eintritt statt und sind im Science Programm mit dem „Österreich forscht“ Logo gekennzeichnet:
23. Okt: Die Topothek: Regionalkultur als Dokumentations- und Forschungsgegenstand; Vortragende Mag. Alexander Schatek / ICARUS, Mag. Thomas Palfinger / exploration space (at) ACDH, Jose Luis Preza Diaz / exploration space (at) ACDH
30. Okt: Tea Bag Index: Mit einer App Boden beobachten; Vortragende Dr.in Taru Sandén, DI Dr.in Anna Wawra, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)
28. Nov: Habichtskauz Wiederansiedlung: Comeback einer großen Waldeule in Österreich; Vortragender Dr. Richard Zink, Projektleiter (Österreichische Vogelwarte, Vetmeduni)
05. Dez: Birdlife Austria. Stunde der Wintervögel - Vogelzählung rund ums Futterhaus; Vortragende Mag.a Katharina Loupal, BA (BirdLife Österreich, Projektleiterin Stunde der Wintervögel)
18. Dez: In aller Munde und aller Köpfe - Deutsch in Österreich; Vortragende Barbara Heinisch, MA MA, Melanie Seltmann, BEd MA, Rebecca Stocker, Mag.a Esther Topitz, BA, Uni Wien
16. Jan: exploration space: Ein Innovations- und Experimentierraum; Vortragende Eveline Wandl-Vogt / exploration space @ ACDH @ ÖAW
22. Jan: wettermelden.at: Wetter melden, Warnen helfen, Risiko vermeiden; Vortragender Mag. Thomas Krennert, ZAMG
Die Wiener Volkshochschulen sind Partner im Citizen Science Network Austria. Der Artikel ist im Rahmen dieser Kooperation entstanden.
AutorInnen: Daniel Dörler, Sophie Hanak, Florian Heigl, Angelika Pointner