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Im Kopf eines Dinosauriers

5 Fragen an den Paläontologen Sebastian Stumpf

10.01.2023
Eine deutsch-österreichische Forschungsgruppe unter der Leitung des Departments für Paläontologie der Universität Wien reist mit Hilfe von bildgebenden Technologien in das Gehirn eines Dinosauriers aus Österreich. Ihre Ergebnisse haben sie in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Wir haben einem der Studienautoren, Dr. Sebastian Stumpf, fünf Fragen zu diesem faszinierenden Forschungsgebiet gestellt. 

Wie kann man heutzutage noch Rückschlüsse auf die Lebensweise von bereits ausgestorbenen Tieren schließen?

Moderne bildgebende Verfahren wie beispielsweise die Computertomographie erlauben die digitale Rekonstruktion der Hohlräume fossiler Hirnschädel, die unter anderem das Gehirn während des Lebens einschlossen. Die Ausprägung des Gehirns eines ausgestorbenen Tieres kann somit wichtige Hinweise auf seine Ökologie und Lebensweise liefern.
Neue Verfahren zeigen faszinierende Einblicke in die Schädel bereits ausgestorbener Tiere und ermöglichen Rückschlüsse auf das Gehirn. Ein Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung hat es mit seinen Ergebnissen sogar in die renommierte Fachzeitschrift "Nature" geschafft. | © Pixabay

Wie funktioniert so eine Computertomographie eigentlich genau?

Computertomographie ist ein auf der Röntgentechnik basierendes bildgebendes Verfahren, mit Hilfe dessen Schnittbilder eines zu untersuchenden Körpers erstellt werden können. Die so erhobenen Schnittbilder ermöglichen die digitale bzw. dreidimensionale Rekonstruktion interner Strukturen eines Körpers.

Welche Erkenntnisse erhofft man sich durch die Forschung?

Gut erhaltene Hirnschädel ausgestorbener Tiere stellen eine Seltenheit dar, haben für die Forschung allerdings eine ausgesprochen große Bedeutung. So erlaubt der Hirnschädel beispielsweise Rückschlüsse auf die räumliche Orientierungsfähigkeit, den Geruchssinn oder das Hörvermögen und die Schädelhaltung eines Tieres.

Was kann man aus den Ergebnissen schließen und was zeichnet diesen österreichischen Dinosaurier aus?

Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Struthiosaurus einen behäbigen Lebensstil pflegte und sich vermutlich der passiven Verteidigung gegenüber von Fressfeinden bediente. Hierbei kam dem pflanzenfressenden Dinosaurier sein schwer gepanzerter Körper zugute.
In heutigen Reptilien wie den Leguanen und Eidechsen steckt in der Regel nicht mehr wirklich viel Dinosaurier. Einen gemeinsamen Vorfahren mit den Sauriern haben allerdings die Krokodile. Man geht mittlerweile davon aus, dass sie gemeinsam mit den Vögeln moderne Vertreter einer Entwicklungslinie der Archosaurier aus dem Mesozoikum sind. | © AP, VHS Wien

Und zu guter Letzt: Wie kommt man eigentlich auf so ein spezielles Forschungsgebiet?

Was das Forschungsgebiet der Paläoneurologie so spannend macht, ist die Möglichkeit, einen äußerst seltenen Einblick in die Ökologie und das Sozialverhalten eines vor Jahrmillionen lebenden Tieres zu bekommen. Zudem profitieren wir von den uns heute zur Verfügung stehenden bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie, die eine zerstörungsfreie Untersuchung seltener und für die Forschung bedeutsamer Fossilfunde erlaubt.
Dr. Sebastian Stumpf, MSc, unterrichtet und forscht am Institut für Paläontologie der Universität Wien. Im Science Vortrag am 18. Jänner erzählt er mehr über sein spannendes Forschungsgebiet.                        

Mehr im Vortrag!

Sebastian Stumpf blickt mit Ihnen im Vortrag in das Gehirn eines Dinosauriers, der in der Nähe von Wien gefunden wurde, und verrät dabei nicht nur mehr über die Lebensweise des Struthiosaurus, sondern auch Spannendes über seine Forschungsarbeit. Die Veranstaltung kann sowohl in Präsenz als auch online gebucht und besucht werden. Mit der VHS science card gratis!
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